Treffpunkt Sitzschlange
Marburg – Ein Schild in Blau und Gold. Seine Farben verweisen auf den hellen Sandstein am Weißenstein und das Wasser der nahen Lahn. Das Wappen des Marburger Stadtteils Wehrda ist eines von vielen kleinen Kunstwerken, das den neuen Blickfang und Treffpunkt auf der Grünfläche hinter den Wohngebäuden in der Freiherr-vom-Stein-Straße ziert. Neben dem Wappen finden sich auf der sechs Meter langen, gerade fertiggestellten Sitzbank auch Blumen, Sonnen, Sterne, Flaggen, Schiffe, Herzen sowie viele weitere Kreationen, die der Fantasie ihrer Schöpfer entsprungen sind. Als zentrales Element zieht sich ein kunterbuntes Reptil durch das Kunstwerk, das seither auch seinen Spitznamen weg hat: „Sitzschlange“. Am Freitag wurde die Bank im Rahmen einer kleinen Feier eingeweiht. Das in einer Kooperation zwischen der Wohnstadt und dem Jugendkompetenznetzwerk JUKO Marburg entstandene steinerne Sitzmöbel ist ein Projekt von Mietern für Mieter. „Schließlich sollen sie sich in ihrem Quartier wohlfühlen und sich damit langfristig identifizieren“, sagte Hendrik Hoekstra, Leiter des zuständigen Servicecenters der Wohnstadt in Marburg. „Indem sie sich aktiv an einem Projekt wie diesem beteiligen, tragen sie maßgeblich zur Verbesserung ihres Wohnumfelds bei.“
Kreatives Miteinander zur Verbesserung des Wohnumfelds
Die aus Tonziegeln gemauerte und mit Feinbruchmosaik verzierte neue Sitzbank entspricht genau den Vorstellungen der Mieter. Ihre Ideen wurden im Juli 2017 in einem Beteiligungs-Workshop gesammelt. 20 Mieter brachten ihre Wünsche, Anregungen und Bedenken ein. Es folgten zahlreiche weitere Vorbereitungstreffen und Mitmach-Events. Im Herbst dann haben Mieter und die Teilnehmer der beruflichen Orientierungs- und Beschäftigungsmaßnahmen von JUKO Marburg e.V., die gerade in der Qualifizierungsphase sind und daher professionell mauern und fliesen können, die Sechs-Meter-Bank Stein für Stein hochgezogen. Zu tun gab es genug: Die Teilnehmer kümmerten sich um die Spendenakquise für die Mosaikfliesen, sortierten Fliesenbruch und schliffen die Kanten sorgfältig ab, so dass auch Kinder problemlos damit arbeiten konnten. Außerdem mussten der Untergrund vorbereitet, das Fundament gemauert und die fertige Mosaikfläche abgedichtet werden. Dass das Wetter den Hobby-Handwerkern dabei nicht immer in die Karten spielte, war auch kein Problem: Bei Regen siedelte man kurzerhand in die JUKO-Werkstatt um und werkelte dort weiter. „Es war ein äußerst kreatives Miteinander“, sagt JUKO-Geschäftsführerin Maria Flohrschütz rückblickend. „Die Bewohner und die Teilnehmer der JUKO haben sich kennengelernt, soziale Verantwortung übernommen und gemeinsam ihr Wohnumfeld verbessert. Durch das Einbringen der individuellen persönlichen und beruflichen Fähigkeiten wurde für jeden persönlich ein positiver Rückkoppelungsprozess in Gang gesetzt, der gegenseitige Respekt für die jeweiligen unterschiedlichen sozialen und kulturellen Stärken und Besonderheiten gefördert sowie ein generationenübergreifendes Verständnis geweckt.“
Spezielle Form soll die Kommunikation fördern
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Bank ist in einem Stück gebaut und bietet drei Sitzflächen: eine ist 1,50 Meter lang, die zweite leicht abgewinkelt und etwa drei Meter lang. Beide haben eine Rückenlehne. Drittes Element ist ein kleines Rondell, das eine Sitzhöhe von 20 statt 50 Zentimetern hat und vor allem Senioren und Kleinkindern Platz bieten soll. Die spezielle Form der Sitzschlange soll vor allem die Kommunikation fördern, auch das war ein expliziter Wunsch der Mieter im Workshop. „Schließlich sollen die Leute nicht wie Vögel auf der Stange hocken, sondern sich unterhalten und dabei auch anschauen können“, erläuterte Hoekstra. In den kommenden Monaten wird das Areal rund um die Bank noch den letzten Feinschliff bekommen. Der Vorplatz wird ansprechender gestaltet, Bäume werden angepflanzt, ein Mülleimer soll aufgestellt werden. Auch ein Regelschild ist geplant. Es soll gemeinsam mit den Mietern entworfen werden und die Nutzer des Areals für einen achtsamen Umgang sensibilisieren.
Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt
Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt mit Sitz in Frankfurt am Main und Kassel bietet seit 95 Jahren umfassende Dienstleistungen in den Bereichen Wohnen, Bauen und Entwickeln. Sie beschäftigt rund 730 Mitarbeiter. Mit rund 60.000 Mietwohnungen in 140 Städten und Gemeinden gehört sie zu den führenden deutschen Wohnungsunternehmen. Der Wohnungsbestand wird aktuell von rund 260 Mitarbeitern in vier Regionalcentern betreut, die in 13 Service-Center untergliedert sind. Das Regionalcenter Kassel bewirtschaftet rund 17.500 Wohnungen, darunter rund 5.000 in der Stadt Kassel, und hat mit den Servicecentern in Fulda und Marburg sowie einem Vermietungsbüro in Eschwege drei Außenstellen. Unter der Marke „ProjektStadt“ werden Kompetenzfelder gebündelt, um nachhaltige Stadtentwicklungsaufgaben durchzuführen. Bis 2021 sind Investitionen von rund 1,5 Milliarden Euro in Neubau von Wohnungen und den Bestand geplant. 4.900 zusätzliche Wohnungen sollen so in den nächsten fünf Jahren entstehen.