Neubauprojekt bündelt Innovationen
Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte I Wohnstadt (NHW) hat in Marburg ein Neubau-Projekt mit 21 Wohnungen gestartet, das mehrere innovative Lösungen in einem Bau vereint und dabei möglichst kostengünstig ist.
Marburg – Dass innovatives Bauen energieeffizient, kostengünstig und schnell zugleich sein kann, will die NHW mit einem Neubau in der Kantstraße 5 und 7 in Marburg beweisen. Hier entsteht derzeit ein besonderes Projekt mit 21 Wohnungen im KfW 55-Standard, wovon 12 gefördert sind. Auf rund 1.400 Quadratmetern Wohnfläche kombiniert Hessens größtes Wohnungsunternehmen mehrere moderne Verfahren – vom Fertigbad bis zur Smart Home-Lösung. "Das Projekt ist eine Early-Adopter-Referenz unseres Unternehmens, bei dem Innovationen testweise zum Einsatz kommen. Wir erproben, was es braucht, um einen Neubau maximal effizient und gleichzeitig kostengünstig zu machen", sagt NHW-Geschäftsführerin Monika Fontaine-Kretschmer. "Mit diesem Neubau wollen wir beweisen, dass wir für 1.900 Euro Baukosten pro Quadratmeter bezahlbaren Wohnraum anbieten können." Die NHW will ihren Bestand bis 2050 klimaneutral entwickeln und gleichzeitig auf 75.000 Wohnungen erweitern. Dazu muss einerseits neu gebaut, andererseits müssen aber auch vorhandene Gebäude modernisiert werden. "Als Wohnungsunternehmen mit einer sozialen Verantwortung wollen wir wissen, welche Maßnahmen wirklich nötig sind, damit unsere Mieterinnen und Mieter energiesparend und gut wohnen – und das bei bezahlbarer Miete." Hessens Wirtschafts- und Wohnungsbauminister Tarek Al-Wazir verspricht sich von dem Vorhaben wertvolle Impulse: "Schnell und günstig bauen geht nicht auf Kosten des Komforts und der Energieeffizienz – das zeigt das Pilotprojekt in Marburg. Ich hoffe, dass es Schule macht."
Effizientes Kombinieren: vom Fertigbad bis zum Sonnenschutz
Durch eine schnelle Bauweise sollen die Anwohner der Baustelle in Marburg entlastet werden. Um das zu erreichen, kommen teilweise Betonfertigbauteile zum Einsatz, die Außenwände hingegen bestehen aus großformatigem Kalksandstein. Im Voraus haben die Planer in mehreren Bereichen die Kosteneffizienz im Detail geprüft: So werden Steckdosen nur in Trockenbauwände eingesetzt und ansonsten im Sockelbereich der Betonfertigteile angebracht. Das spart aufwändiges Leitungsverlegen unter Putz. Eine moderne Sonnenschutzverglasung reduziert die Sonneneinstrahlung in die Räume. Heizenergie beziehen die Wohnungen über Fernwärme aus einem benachbarten Bestandsgebäude der NHW. Im Treppenhaus bekommen die Rohbeton-Wände einen schützenden Latexanstrich, die Fertigteil-Treppen können ohne Belag bleiben. Wie kürzlich bei einem NHW-Neubauprojekt im Kasseler Stadtteil Fasanenhof werden vorproduzierte Fertigbäder in den Rohbau eingesetzt. In Marburg verfügen diese Bäder über großflächige, fugenlose Oberflächen, bei denen später weniger Silikonfugen gewartet werden müssen. "Hier soll dann im Vergleich mit den in Kassel verbauten, gekachelten Bädern überprüft werden, welchen Weg wir weiter verfolgen werden", erklärt Monika Fontaine-Kretschmer.
Kostengünstig und effizient zu bauen heißt aber nicht, dass auf moderne Technik in den Wohnungen verzichtet werden muss. Die Wohneinheiten erhalten ein elektronisches schwarzes Brett, teilweise auch eine Smart Home-Lösung. Über Sensoren unterstützt diese etwa beim Energiesparen: Sobald ein Mieter ein Fenster öffnet, stellt sich die Heizung automatisch ab. Mit Hilfe des digitalen Info-Displays in der Wohnung erhalten die Mieter zudem Informationen der NHW. Hendrik Hoekstra, Leiter des zuständigen NHW-Servicecenters Marburg, ist gespannt, wie sich die Innovationen im Bewirtschaftungsalltag bewähren: "Durch die neue Technik haben die Mieter zum Beispiel die Möglichkeit, ihre Energieverbrauchswerte direkt auf dem Display in ihrer Wohnung angezeigt zu bekommen. Auch auf Seiten der Bewirtschaftung gibt es Vorteile, so kann durch die digitale Ausstattung etwa auf zeitaufwändige Aushänge verzichtet werden."