Faqs Schaden melden Wohnungs Angebote
Leo

Hallo, ich bin Leo, Ihr digitaler Assistent. Ich bin rund um die Uhr für Sie da und helfe Ihnen gerne weiter.

Unternehmensgruppe

Aufeinander hören lernen

Jaulende E-Gitarren, wummernder Bass und ein Trommelwirbel auf dem Schlagzeug: Kinder und Jugendliche aus mehreren Frankfurter Quartieren der Nassauischen Heimstätte besuchen ein Ton-Studio und entdecken ihren eigenen Sound.

Frankfurt – „Gib mir einen Beat.“ Hasan und Ali sind Rapper. Die beiden 22 Jahre jungen Männer aus Frankfurt-Fechenheim sind schon öfter öffentlich aufgetreten. Ihre Texte stecken voller Wortspiele und überraschender Reime und reflektieren ihre Lebenssituation als Jugendliche mit Migrationshintergrund in einer deutschen Großstadt. An diesem Tag aber ist alles anders: Statt per Knopfdruck einen digitalen Sound abzurufen, stehen Ali und Hasan plötzlich ein wenig ratlos vor einer Auswahl von „echten“ Instrumenten und sollen Musik damit machen.

Zusammen mit anderen Jugendlichen und Kindern, die mit ihren Familien in Quartieren der Nassauischen Heimstätte in den Stadtteilen Bornheim, Ostend und Fechenheim leben, besuchen Ali und Hasan das Tonstudio von „Zaksway“ in Frankfurt, einem gemeinnützigen Verein, der Musik-Workshops und Stadttouren auf so genannten Segways anbietet – elektrisch angetriebene, zweirädrige Fahrzeuge, auf denen man aufrechtstehend fahren kann. Begleitet werden die Heranwachsenden, wie schon bei vielen anderen Exkursionen, von Winnie Mylius. Der Streetworker ist im Auftrag der Unternehmensgruppe regelmäßig in deren Quartieren innerhalb des Stadtgebiets unterwegs und unterhält eine enge Verbindung zu den Mieterkindern. „Mit diesen Angeboten wollen wir vor allem Kindern aus benachteiligten Familien Anregungen geben und neue Perspektiven aufzeigen“, sagt Petra Falchi vom Kompetenzcenter Sozialmanagement und Marketing, die dieses Programm organisiert.

Plötzlich verwandelt sich der Lärm in Musik

Als erfahrene Sozialpädagogen finden Salvatore Sicola und Zakari Gammour von „Zaksway“ schnell Zugang zu jedem in der Gruppe, egal, ob es sich um den siebenjährigen Bedo oder den zurückhaltenden Mathis (15) handelt. Sicola spielt auf dem Bass eine kurze Tonfolge an, Hasan nickt kurz mit dem Kopf im Takt mit, dann greift er zur Trommel und legt los. Ali hält das Mikro dicht vor seine Lippen und beginnt wie wild zu rappen: Aus Chaos wird plötzlich Musik. Sogar der 15 Jahre alte Ziha, der sich zuvor geweigert hatte, ein Instrument in die Hand zu nehmen, klemmt sich hinters Schlagzeug und versucht, in den Rhythmus hineinzufinden und ihn zu verstärken – mit Erfolg. Aufeinander hören, auch das lernt man beim Musikmachen.

Angelina kennt keine Hemmungen wie Ziha und ist sofort dabei. Leidenschaftlich bearbeitet sie Pauke, Kessel und Becken, lässt die E-Gitarre aufjaulen und legt bei allem „ein unglaubliches Rhythmusgefühl“ an den Tag, schwärmt Salvatore Sicola. Aber die Neunjährige zeigt auch beim Segway-Fahren großes Talent: Routiniert kurvt das Mädchen über den Hinterhof, in dem sich auch das Tonstudio befindet, beschleunigt, bremst, fährt im Kreis und absolviert schwungvolle Schlangenlinien. Dass sie diese hochmodernen Personal Transporter einmal selbst ausprobieren können, ist für die meisten Heranwachsenden der Höhepunkt an diesem Tag.

Wichtige Anlaufstelle im Quartier

„Wir unterhalten an unseren Standorten in Ostend und Fechenheim jeweils einen Bewohnertreff“, berichtet Wolfgang Koberg, Leiter des Servicecenters Frankfurt 1. Für viele Heranwachsende in den Quartieren ist dies eine wichtige Anlaufstelle: Hier kommen sie mit Gleichaltrigen zusammen, hier findet sich auch Streetworker Mylius regelmäßig ein. Einmal pro Woche wird zusätzlich kompetente Unterstützung bei den Hausaufgaben angeboten. Wir halten diese Form der Jugendsozialarbeit für absolut notwendig“, erläutert Koberg. „Die Kinder aus den sozial- und bildungsschwächeren Familien in unseren Quartieren sollen sich nicht an den Rand gedrängt fühlen, sondern selbstbewusst sagen können: ,Wir sind ein Teil dieser Gesellschaft.‘“